Samstag, 6. Februar 2010:
Nach einer ziemlich stressigen Woche will ich endlich nochmal etwas Sport treiben und gehe deshalb laufen. Keine gute Idee. Im Wald liegt noch reichlich Schnee und mein Rücken signalisiert schon, dass es besser wäre, sich faul auf die Couch zu legen.
Aber der sportliche Ehrgeiz (formerly known as “Unvernunft”) ist grösser.
Das Laufen auf der unebenen und rutschigen Strecke im Wald gestaltet sich von Anfang an anstrengend. Mehrfach rutsch ich aus oder stolpere. Irgendwann merke ich das Stechen im Rücken und bin letztendlich froh, dass ich noch einigermassen heil nach Hause komme.
Später am Abend werden dann aus dem Stechen starke Schmerzen v.a. im linken Bein. Da dämmert mir es schon. Hab ich ja vor 3 Jahren schon mal mitgemacht. Irgendwas drückt zwischen den beiden Wirbeln L5 und S1 auf den Ischias Nerv (nervus ischiadicus).
Sonntag, 7. Februar 2010:
Verbringe den ganzen Tag auf der Couch. Aufstehen oder Sitzen ist fast unmöglich vor Schmerzen.
Schicke meine Chef schon mal eine Vorwarnung als SMS. Aus der gemeinsamen Fahrt nach Ingolstadt um eine Krise im Projekt zu managen wird damit nichts. Hatte mich eigentlich schon drauf gefreut, wieder mal zu helfen, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Tja, muss dieses mal halt ohne mich gehen.
Montag, 8. Februar 2010:
Um viertel vor Acht stehe ich vor der verschlossenen Tür der Arztpraxis. Zusammen mit bereits 5 weiteren Patienten.
Kann es vor Schmerz schon kaum aushalten, aber jetzt steht da noch so ein Idiot der sich für unheimlich komisch hält und blöde Witze reißt. Bestimmt freut er sich auf seinen Krankenschein und dass er diese Woche wieder mal nicht arbeiten gehen muss.
Um acht öffnet pünktlich die Praxis und damit die nächste Hürde:
“Haben Sie einen Termin?”
“Nein, aber wenn ich nicht gleich dran komme, sterbe ich hier im Wartezimmer”
“OK, aber das kann dauern”
Was dann ungefähr eine Stunde ausmacht. Naja, hätte noch schlimmer kommen können.
Danach eingehende Untersuchung durch den Orthopäden:
Reflexe, Motorik, Sensorik, Haben Sie Probleme mit dem Stuhlgang?…
Und das ernüchternde Ergebnis: Ja, es deutet alles auf einen erneuten Vorfall hin. Entweder ein Reprolaps im Segment L5-S1. Ist möglich, wenn es bei der letzten Bandscheiben OP doch nicht alles aus der Bandscheibe ausgeräumt wurde.
Oder evtl. ein auch ein neuer Vorfall der darüber gelegenen Bandscheibe.
Kommentar des Arztes:
“Man hätte beider OP noch tiefer in der Bandscheibe schaben können, aber hinter der Bandscheibe kommt eine dicke Vene mit einer nur hauchdünnen Wand. Und wenn Sie die durchstoßen, dann ist der Bandscheibenvorfall ihr geringstes Problem”
Eine Spritze, ein Rezept für Diclophenac und kommen Sie am Donnerstag wieder und wenn es bis dann nicht besser wird müssen wir ein MRT machen
Na Super. Das war’s dann erst mal.
Mittwoch, 9. Februar 2010:
Hab einen Termin beim Chiropraktiker.
Man will sich ja nicht alleine auf die Schulmedizin verlassen. Zumal die Spritze gestern nur wenige Stunden geholfen hat und jetzt nur noch warten bis zum nächsten Termin angesagt ist. Die erste Untersuchung kostet mich die Kleinigkeit von 70€. Bin ja nur Kassenpatient und dann auch noch bei der BARMER.
Dafür lerne ich, dass die Schulmedizin mit Medikamenten und OP´s nur die Symptomatik bekämpft ohne genauer auf die Ursachen für einen Bandscheibenvorfall einzugehen.
Aber das machen wir ja jetzt beim Chiropraktiker.
Für die 70€ erhalte ich dann auch noch 4 verschiedene chiropraktische Griffe (richtig: Adjustierung) angewandt, die mein Wirbelsäule ordentlich krachen lassen und auch tatsächlich ein angenehmes Gefühl im Rücken zurücklassen (allerdings auch den Schmerz im Bein).
Und das wiederholen wir jetzt täglich so lange bis ich pleite bin.
Der Chiropraktiker ist aber der festen Überzeugung, das Problem innerhalb von 4-6 Wochen zu beheben. Vermutlich wird mir mein Orthopäde das gleich mit Spritzen oder OP versprechen, hab ihn aber nicht danach gefragt.
Irgendwie hab ich den Verdacht, dass sich das ganze auch völlig von alleine innerhalb von 4-6 Wochen erledigen könnte. Allerdings weis ich nicht, wie ich solange die Schmerzen aushalten soll ohne wahnsinnig zu werden.
Fortsetzung folgt