4 Wochen als Fußgänger, ein Selbstversuch

Gut, ist nicht ganz freiwillig. Nur weil ich zweimal auf der Autobahn an einer Tempo 100 Stelle mit gemäßigten 130 vorbei geschlichen bin, ist der Staatsapparat der Meinung mir zur Disziplinierung meine Fahrerlaubnis für 4 Wochen zu entziehen. Irgendwie kleinlich aber was will man schon dagegen machen.

Das Knöllchen hab ich bereits vor 4 Wochen bezahlt, den Zeitpunkt des Fahrverbotes konnte ich zum Glück in einem Zeitraum von 4 Monaten selbst wählen. Also hab ich mich für den Dezember entschieden in der Annahme, dass ich meine Fahrerlaubnis über den Jahreswechsel weniger benötige als in anderen Monaten. Wir werden sehen inwiefern diese Annahme richtig war.

IMG_0834So und nun ist er da der 1. Dezember und ich gebe meinen „Lappen“ zur Aufbewahrung ab. Dazu muss ich zur Bußgeldstelle. Die befindet sich, welch Glück und gut zu Wissen für die Zukunft, mitten in meiner Heimatstadt St. Ingbert. Also in einer zu Fuß, und das ist ja ab jetzt von signifikanter Bedeutung, erreichbaren Entfernung.

Also los geht’s. Ich verlasse das Haus um 8:30. Nach meinem Plan (schließlich arbeite ich in einer Branche, in der man ohne Plan nicht mal aufs Klo geht) habe ich eine halbe Stunde Zeit, um in die City zu marschieren, den Papierkram zu erledigen und dann weiter zum Bahnhof zu gehen. Denn da wartet um 9:00 der Regionalexpress,der mich jetzt zukünftig nach Saarbrücken zur Arbeit chauffieren wird. So etwas nennen wir auf Neudeutsch auch eine “Challenge”

Strammen Schrittes geht es also frohgemut Richtung City und so erreiche ich das Amt dann auch um viertel vor 8. Erfreulicherweise muss ich auch nicht warten. Offensichtlich werden nicht so viele Führerscheine abgegeben, dass man dafür eine Nummer wie sonst üblich auf dem Amt ziehen muss.

Ein freundlicher junger Sachbearbeiter nimmt meinen Führerschein entgegen und macht den Papierkram fertig. Nach 5 Minuten ist alles erledigt und ich kann wieder gehen. Als ich mich Bedanke muss er grinsen und kommentiert es mit „dafür nicht“. Offensichtlich bedankt sich seine „Kundschaft“ in der Regel nicht, wenn sie ihren Führerschein bei ihm abliefert. Dabei kann er ja auch nichts dafür, dass seine Kollegen in grün mir so hinterhältig auf der Autobahn eine Falle gestellt haben.

Allerdings hätte ich das auf einer Behörde nicht erwartet. Keine Wartezeit, freundliche Mitarbeiter, ja und der Führerschein wird mir sogar schon vor Silvester wieder nach Hause geschickt und ich muss ihn nicht mal abholen kommen. Was will man mehr?

Na ja, wäre es eventuell zu viel verlangt, wenn sie mir für die nächsten 4 Wochen einen Fahrer stellen würden?

Nachdem ich diesen Verwaltungsakt so überraschend schnell hinter mich gebracht habe erreiche ich dann kurz vor 9 den Bahnhof.

2 Minuten vor Abfahrt.

Sollte reichen, um einen Fahrschein zu lösen.

Die Bedienung am Automaten ist auch recht einfach. Schnell „Saarbrücken“ am Touchscreen eingegeben, zwei Optionen noch ausgewählt und schon ist man auf der Seite, wo es um das Bezahlen geht. Na also, so kompliziert wie in den Medien immer behauptet wird, ist das doch gar nicht. Da ich weder einen 10€ Schein habe noch das nötige Münzgeld um die 3,10€ für den Fahrpreis abzudrücken, entschließe ich mich für das Bezahlen mit der EC-Karte. Toller Automat, das kann er auch. Oder etwa doch nicht, die Karte will einfach nicht in den Leseschlitz. Die mechanische Sperre will und will sich einfach nicht öffnen.

Erst nach 3 Versuchen und sanftem Druck schaffe ich es, die EC-Karte einzuführen und zu bezahlen. Endlich halte ich den begehrten Fahrschein in meinen Händen. Na also jetzt kann es also losgehen. Ich kann mich in die Horden von auf den Öffentlichen Personennahverkehr angewiesenen Pendler einreihen und auf die Arbeit fahren.

Also dreh ich mich vom Fahrscheinautomaten weg in Richtung des am Bahnsteig wartenden, äh, da war doch eben noch…

Na Super, jetzt ist die Regionalbahn, die eben noch abfahrbereit hinter mir gestanden hat weg. Na was solls, schließlich kommt in 5 Minuten die nächste Bahn. Hätte ich die verpasst, müsste ich gleich eine halbe Stunde warten. Warum zwischen den ersten beiden Zügen 5 Minuten und zwischen Nr.2 und Nr.3 30 Minuten liegen wissen übrigens nur die Götter und evtl. Mehdorn. Aber nein, der ist ja nicht mehr, wie heißt eigentlich noch sein Nachfolger?

Egal, auf in den Zug und ab nach Saarbrücken. Mehr gibt es dann auch nicht zu berichten. Die Fahrt verläuft reibungslos, ich hab einen Sitzplatz und 15 Minuten später steige ich in SB Hbf aus und bin nach 5 Minuten Fußmarsch in der Niederlassung.